Familiäre Konflikte

“Wenn ich meine Eltern besuchen muss, wird mir schon dreißig Kilometer vorher schlecht.”
sagte Jürgen, als er zu uns kam. Mit seiner Mutter hätte er weniger Probleme, das eigentliche Problem sei sein Vater. Er würde sich sehr um ihn bemühen, Jürgen kann seine Angebote aber einfach nicht annehmen. „Ich bin jetzt 52 Jahre und habe immer noch Angst vor meinem Vater.“, sagte er. In seiner Kindheit war sein Vater äußerst streng mit ihm und hat ihn für jede Kleinigkeit heftig geschlagen. Für das Kind Jürgen war dieses Verhalten nicht einzuordnen, er war stark verunsichert und konnte kein Vertrauen zu seinem Vater aufbauen.
In der Kausal Aufstellung hat Jürgen als Kind verstanden, dass die Zeit weitergegangen ist und es jetzt einen erwachsenen Teil gibt. Und der erwachsene Anteil in Jürgen hat verstanden, dass sein Vater seine Vaterrolle gründlich missverstanden hatte, indem er meinte, ihn zu einem anständigen Menschen prügeln zu müssen. Nachdem alle Missverständnisse ausgeräumt waren, konnte die Liebe fließen.

Konflikte mit einem oder beiden Elternteilen
So z.B. Ursula. Sie ist inzwischen 30 Jahre alt und lebt in der Schweiz. Sie erzählte, als sie zum ersten Male bei uns war, dass sie „eigentlich“ eine schöne Kindheit hatte. Besonders ihr Vater war immer für sie da. Sie war alles für ihn, seine kleine Prinzessin, sein Kamerad. Sie war seine Vertraute, mit ihr ging er zum Klettern, er wusste, was gut für sie war, er gestaltete ihr Leben. Ihre Mutter reagierte mit Eifersucht und Ablehnung. Als kleines Kind hatte Ursula die besondere Zuwendung ihres Vaters durchaus genossen, im Laufe der Zeit wurde es ihr aber immer unangenehmer, besonders, als sie in die Pubertät kam. Deshalb machte sie den großen Schnitt und nahm das berufliche Angebot in die Schweiz an. Aber jedes Mal, wenn sie nach Hause kam, rutschte sie wieder in die alte Rolle. Und da sie sich dagegen wehrte, endeten die Besuche meistens im Streit. Um dieses Muster zu beenden war sie bei uns.
Nach der Aufstellung, so erzählte sie, hat sich die Atmosphäre daheim deutlich entspannt. Sie konnte jetzt auch eine Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen

Ich kann meiner Mutter nichts recht machen
Inka berichtete, dass ihre Mutter hilfsbedürftig sei und dass sie sich um sie kümmere und mindestens dreimal die Woche die 30 Kilometer zu ihr fahre. Und doch nie ein Dank, eine Anerkennung oder auch nur ein freundliches Wort dafür bekäme. Das sei schon immer so gewesen. Schon als Kind hätte sie der Mutter nichts Recht machen können. Sie wurde immer mit ihrer großen Schwester verglichen, die alles konnte und Mutters ungeteilte Liebe und Zuneigung bekommen hatte. Inka war die Nachzüglerin, die Überflüssige, wenn sie doch wenigstens ein Junge geworden wäre. Inka kam zu uns, weil sie den Konflikt mit ihrer Mutter beenden wollte und Frieden mit ihrer Mutter und ihrer Kindheit schließen wollte.
Nach der Aufstellung konnte Mutter sehen, dass sie zwei Töchter hatte und Inka endlich als ihre Tochter annehmen. Und damit konnte Inka in Frieden das Buch ihrer Kindheit schließen.